Jens Reimer, 2. Dan Fudokan Karate

Jens bestimmt als Cheftrainer und Dojoleiter die Geschicke des Vereins. Sein Weg bei den Kampfkünsten begann 1988 mit Kung-Fu-Freestile und führte ihn über verschiedene weitere Stile schließlich zum traditionellen Fudokan Karate. Die Begeisterung für diese Kampfkunstart veranlasste ihn dazu, gemeinsam mit Freunden, im Jahre 2007 diesen Verein zu gründen. Er nimmt gern an nationalen wie auch internationalen Meisterschaften teil und erringt regelmäßig vordere Plätze. Viel Spaß an und im Training, aber auch eine gewisse Härte, prägen seinen Trainingsstil. Er ist Inhaber der Trainerlizenz LSB C (Breitensport) sowie B (Haltung und Bewegung).

Philosophie für das Training

Das von uns betriebene traditionelle Karate Fudokan ist eine Kampfkunst, die kein Limit kennt und den traditionellen 3 Wegen des lebenslangen Lernens folgt, den Regeln des Shu-Ha-Ri:

„Shu“ – die erste Stufe des Lernens, des Anfängers, bedeutet etwa „erhalten, gehorchen“. Man lernt, indem man den Lehrer nachahmt und den vorgegebenen Regeln folgt. Nur, wer diese Regeln beherrscht, so die Idee, sei in der Lage, sich später über diese hinweg zu setzen, ohne die Kunst an sich zu verlieren. Deshalb legen wir z. B. besonderen Wert auf die korrekte Ausführung der Technik als auch die Vermittlung von Ethik und traditionellen Werten, wie Disziplin, Kameradschaft und Verantwortungsbewusstsein.

„Ha“ – als zweite Stufe von Shu-Ha-Ri, lässt sich übersetzen mit „aufbrechen, frei werden, abschweifen“ und bedeutet, dass der Schüler die erlernten Techniken versteht und darüber hinaus die eigenen Ketten durchbricht, um seinen eigenen Weg zu suchen. Hier geht es darum, die vorgegebenen Regeln und Standards zu variieren und auf die eigene Situation anzupassen. Dazu gehört auch, die vermittelten Hintergründe zu verstehen, um so über das reine Befolgen von Regeln hinauszukommen.

„Ri“ – als dritte und höchste Stufe schließlich bedeutet die Erlangung der wahren Meisterschaft nach vielen Jahrzehnten des Studiums der Kampfkünste, das „Verlassen, trennen, abschneiden“ und meint, die gegebenen Muster hinter sich zu lassen um, von eigenen Impulsen gesteuert, eigene Wege zu gehen. Die Erfahrung und das Beherrschen der Regeln ist dabei die Voraussetzung, um sich in dieser fortgeschrittensten Variante unabhängig zu machen von der Lehre und deren Ideen frei anzuwenden.

Das Shu-Ha-Ri ist ein Kreislauf und findet sich bei genauer Betrachtung auch in den Gürtelfarben wieder. Man beginnt als Weißgurt, erkämpft sich nach vielen Jahren harten Trainings schließlich den schwarzen Gürtel, der mit zunehmender Zeit bei fortdauerndem Training langsam die schwarze Farbe verliert und wieder weiß wird, der Kreis ist geschlossen.

Zu beachten ist aber, dass Shu-Ha-Ri nur dort Früchte tragen kann, wo das Studium der Kampfkünste mit einem bewussten und in der Tradition verwurzelten Geist betrieben wird. Es beschreibt im Prinzip denselben Weg, den jeder Mensch in seinem Leben durchlaufen muss, von der Kindheit und Jugend, über das mittlere Alter bis hin zum erfahrenen Alter. Wie auch im wirklichen Leben führt der Weg in den Kampfkünsten von der Jugend zum Alter, von der Unerfahrenheit zur Erfahrung und vom stetigen Lernen zur Reife. In diesen Abschnitten sind die Form und der Weg eng und untrennbar miteinander verbunden. Jeder Mensch sollte sich in diesem Prinzip üben, um auf seinem Weg durch das Leben zu reifen. Die Veränderung im Außen ist im Karate durch Gürtelfarben sichtbar, die Veränderung im innen jedoch nicht. Wir sollten ständig unseren Geist, unser Bewusstsein und bestimmte Tugenden vervollkommnen. Der Fortschritt selbst ist darin nicht erkennbar oder messbar. Dabei sollte man bedenken, dass die verschiedenen Abschnitte des Lebens wie auch im Karate nicht wertend gegenübergestellt werden können. Das wahre Vorankommen liegt in der stetigen Veränderung und Entwicklung und betrifft das Innere im gleichen Maß wie das Äußere. Shu-Ha-Ri ist folglich nicht nur ein philosophisches Prinzip, es ist vielmehr die Verbindung des stetigen Studiums in den Kampfkünsten und des Lebens zugleich.