Das Fudokan Karate-Do wurde 1980 von Großmeister Prof. Dr. Ilija Jorga (10. Dan), Dozent an der Medizinischen Hochschule Belgrad und einem der bekanntesten und erfolgreichsten Karatelehrer Europas, begründet. Auf internationalen Turnieren errang er in seiner aktiven Wettkampfzeit unzählige Medaillen, darunter Europa- und Weltmeisterplatzierungen (Sensei Jorga war der erste Nicht-Japaner, der die Kata Weltmeisterschaft in Tokyo gewann).

Um zu verstehen, was Fudokan-Karate ist, muss man einen Blick auf die Lehrer von Sensei Jorga werfen. Die Prinzipien, die diesem Karatesystem zugrunde liegen, spiegeln in vielen Hinsichten die Lehren der alten Lehrer dar. Sensei Jorga begann, zusammen mit seinem Bruder Vladimir, 1959 unter Sensei Murakami Tetsuji Karate zu trainieren. Nach dessen Tod trainierte er zusammen mit dem in Frankreich lebenden Sensei Kase Taji und assistierte ihm auf internationalen Lehrgängen. Als auch dieser starb, wechselte er unter die Schirmherrschaft von Sensei Nishiyama Hidetaka, mit dem er zusammen international zu unterrichten begann. Das Fudokan-Karate gründet folglich auf den besonderen Lehren dieser drei Meister im Shotokan Karate, den Erkenntnissen der Japan Karate Assoziation (JKA) und bezieht auch Erkenntnisse aus anderen Stilrichtungen mit ein.

Ziel ist es die höchstmögliche psychophysikalische Entwicklung zu erreichen durch Formung von Körper, Geist, Seele und Moral. Es folgt dem Weg des Ikken hissatsu (jap., dt. einen Angriff mit einem Schlag beenden), dem Ideal des alten Okinawa Karate. Ziel ist es, durch jahrelanges hartes Training Körper und Geist so zu entwickeln, dass es dem Kämpfer möglich wird, im entscheidenden Augenblick all seine Energie in den einen finalen Treffer zu lenken, um so im Kampf gegen einen augenscheinlich überlegenen Gegner zu bestehen. Sensei Jorga als Medizinprofessor veränderte bzw. eliminierte sämtliche ungesunde Bewegungen und Stände und passte sie der menschlichen Anatomie an, wobei es ihm gelang die Techniken noch wirksamer zu machen. Fudokan ist der erste Karatestil, der Erkenntnisse aus der Biomechanik einbezieht.

Da die körperlichen und geistigen Voraussetzungen vom Alter abhängig sind, richtet sich das Fudokan-Karate an die jeweiligen Stärken des Einzelnen. Die Vielfalt der Techniken ermöglichen die Entwicklung und das Vorwärtsstreben des individuellen Potenzials unter Berücksichtigung der Mentalität und der natürlichen Fähigkeiten. Die drei Ideogramme des Wortes Fudokan bedeuten: Sinngemäß ist Fudokan das Haus stabiler Fundamente. Fudokan vereint somit Karate-Tradition und ihren wahren Wert mit westlichem Wissen und Kampfsport. Er ist ein kreativer Karate-Stil, der Dynamik und Qualität in den Vordergrund stellt.

Wie oben schon beschrieben, liegen die Wurzeln des Fudokan im Wesentlichen im Shotokan. Natürlich werden deshalb die 27 Shotokan Katas trainiert. Dies führt auch dazu, dass sich Shotokaner im Fudokan sehr schnell zu Hause fühlen.

Minimale Unterschiede liegen zum einen in der Ausführung einzelner Techniken, um z. B. deren Effektivität zu steigern oder einfach nur um Körper und Gelenke zu schonen. Diese Unterschiede sind sehr schnell zu erklären und für den Einzelnen auch problemlos umzusetzen. Jeder Shotokaner kennt das Gefühl, dass man irgendwann irgendwie an sein Limit kommt und es einfach nicht mehr schafft über dieses hinwegzukommen. Hier liegt einer der Schlüssel im Fudokan.

Zum anderen werden neben den 27 Shotokan Katas auch noch eigene Fudokan Katas, wie z.B. Kaminari, Setsu-Bama-Yama, Washi-No-Mae, Yon-Rei und noch andere weitere, trainiert. Viele dieser Katas sind an die alten Okinawa Katas angelehnt und enthalten Techniken, die im Shotokan nicht mehr gelehrt oder gar in Vergessenheit geraten sind.

Auch im Kumite gibt es einige Unterschiede. Während die Wettkampfregeln an die der ITKF angelehnt sind, gibt es hier noch zusätzliche weitere Disziplinen. Unter anderem ist hier das Kogo-Kumite zu nennen. Eine weitere Besonderheit ist das Fukugo – hier wird im Wechsel zwischen Kata und Kumite gegeneinander angetreten, um zu verhindern, dass sich nur reine Kata- bzw. Kumitespezialisten entwickeln.

Fudokan ist so gesehen ein sehr vielseitiger Stil, wo auch jeder Shotokaner leicht seine Heimat finden und sich entfalten kann. Da dieser, historisch gesehen, vergleichsweise noch recht junge Stil, sich ständig weiterentwickelt, gibt es ab und zu hier und da durchaus noch kleine Veränderungen. Jedoch wird immer wieder auf Qualität und Tradition geachtet und diese auch in den Vordergrund gestellt.